Den Besuch sechs hochkarätiger Sport- und Freizeiteinrichtungen im Großraum Tokio ermöglichte die IAKS Studienreise 2023, darunter innovative und traditionelle Anlagen, die für die Olympischen Spiele Tokio 2020 errichtet wurden und typische Merkmale der japanischen Architektur widerspiegeln. 42 Teilnehmer aus Argentinien, Australien, Dänemark, Deutschland, Kanada, Neuseeland, Norwegen, Schweden, Schweiz, Singapur, dem Vereinten Königreich und den USA trafen sich im Juli zum interkulturellen Austausch mit japanischen Fachleuten. Das Team der IAKS Japan unter der Leitung von Prof. Dr. Takanori Fukuoka hatte ein exklusives Besichtigungsprogramm auf die Beine gestellt.
Gleich bei der Ankunft erlebten die Teilnehmer ein erstes Highlight. Das Veranstaltungshotel „International House of Japan“ ist ein architektonisches Juwel aus den 1950er Jahren und konnte nur durch die besonderen Beziehungen der IAKS Japan gebucht werden. Seine Historie passt perfekt zur IAKS: Es wurde einst als ein Ort des interkulturellen Austausches von renommierten amerikanischen und japanischen Persönlichkeiten gegründet.

Besichtigungstour und Austausch mit Architekten und Betreibern

Der Asics Sports Complex Tokyo Bay ist ein Fitnessclub, der durch vielfältige Trainingsmöglichkeiten beeindruckt. Im Höhentraining können Bedingungen von 2.000 bis 3.000 m über dem Meeresspiegel simuliert werden (Hypoxia-Training – zum Beispiel 16,5 % Sauerstoff-Gehalt simulieren 2‘000 Höhenmeter). Der GFK-Beckenkörper (Fiberglass) im 50-m Schwimmbecken ist ungewöhnlich für öffentliche Schwimmbecken dieser Größenordnung. Gründe hierfür sind Gewichtsreduktion und Erdbebensicherheit.
Das Brillia Running Stadium ist eine mobile, überdachte Laufanlage, die für die Olympischen Spiele Tokio 2020 errichtet wurde. Noch in diesem Jahr wird sie an einen neuen Standort umziehen. Besonders beeindruckend war die Präsentation des Herstellers Xiborg für Wettkampf-Laufprothesen. Die für Spitzenathleten entwickelte Technologie soll künftig allen Prothesenträgern zur Verfügung stehen, was aufgrund des Preises vor allem bei Kindern eine Herausforderung darstellt.
Der Ariake Tennis Park ist das für Tokio 2020 erweiterte Tenniszentrum mit 49 Tennisplätzen, das um das 1987 gebaute Ariake Tennis Colosseum errichtet wurde.
Einen herausragenden Abschluss des ersten Tages bildete das Yoyogi Gymnasium. Es ist ein absolutes Meisterwerk von Kenzo Tange mit seiner komplexen und ansprechenden Hängekonstruktion, das zudem in seiner zeitlosen Ästhetik im Innenbereich und seiner Funktionalität besticht. Die beiden Hallen mit 4.000 beziehungsweise 13.000 Gästen Zuschauerkapazität wurden sowohl für die Olympischen Spiele 1964 sowie 2020 genutzt.
Am Abend trafen sich die Teilnehmer im „International House of Japan“ zum Empfang und führten angeregte Diskussionen.
Topografie als Standortvorteil

Der zweite Tag startete mit der Besichtigung des beeindruckenden Nationalstadions mit seiner Kapazität für 68.000 Zuschauer. Das für die Sommerspiele 2020 neu errichtete Stadion besticht insbesondere durch die Begrünung und die tagsüber öffentlich und unentgeltlich zugängliche Dach-Ebene. Sie wird als Erholungsoase und Laufstrecke inmitten der Stadt genutzt.
Die Waseda University Arena besticht vor allem durch den innovativen und nachhaltigen Ansatz. Sie befindet sich fast vollständig im Erdreich. Somit konnte auf dem Dach ein fast ebenerdiger öffentlicher Park realisiert werden. Durch die im Boden abgesenkte Lage bei einer konstanten Umgebungstemperatur von 18 Grad Celsius konnte der Energieverbrauch (sowohl Heizung wie auch Kühlung) um 60 % gegenüber einer herkömmlichen Konzeption reduziert werden. Trotzdem gibt es natürliche Beleuchtung, da der Zugang zu den 2.000 Zuschauerplätzen über einen außenliegenden Lichtschacht erfolgt. Eine für Japan wichtige zusätzliche Funktionalität ist die hohe Erdbebensicherheit, weshalb diese Anlage auch als Evakuationszentrum für Katastrophenfälle vorgesehen ist.
Auch das Tokyo Metropolitan Gymnasium und Schwimmbad sind halb in den Boden eingelassen. Sie wurden sowohl für die Olympischen Spiele 1964 als auch 2020 verwendet.
Zum Abschluss des zweiten Tages erhielten die Teilnehmer durch die Vorführung in der Budo Hall Shiseikan einen beeindruckenden Einblick in klassische japanische Sportarten wie Kyudo, Kendo, Judo und Aikido. Die Anlage befindet sich im wunderschönen Meiji Jingu Park, so dass auf dem Rückweg noch ein Blick in den Meiji Schrein geworfen werden konnte.
Optionale Besichtigungstouren zu Bädern und Außenanlagen am dritten Tag

Das Angebot für Interessierte aus dem Bäderbereich führte zu drei sehr unterschiedlichen Anlagen. Das kommunale Bunkyo General Gymnasium ist eine multifunktionale Sport- und Freizeiteinrichtung mit Schwimmbad, 2-fach Sporthalle, Indoor-Kyudo sowie zwei Dojos.
Das für die Olympischen Spiele 2020 erbaute Tokyo Aquatics Centre fasst 15.000 Zuschauer. Bei der Wasseraufbereitung kommt Algenpulver (statt Pulver-Aktivkohle) zum Einsatz. Zudem wird UV-Licht für 100 % der Umwälzung eingesetzt. Die Lüftung ist so konzipiert, dass sie auch die Wasseroberfläche gezielt mit Frischluft für die Schwimmer versorgt.
Als letztes wurde der privat betriebene Fitnessclub Renaissance Kameido besichtigt, der sich sehr vieler Mitglieder und insbesondere auch sehr vieler Kinderschwimmkurse erfreut. Ein von einem Elektronikkonzern entwickeltes Tool ermöglicht es den Kindern, anschließen ihr Training als Videoaufnahme zu sehen.
Eine weitere Besichtigungstour führte zu urbanen Bewegungsräumen in Tokio. Der Tsuruma Park ist ein öffentlicher Park mit einem landschaftlichen Bereich für die Erholung, einem großzügigen Spielplatz- und Familienareal sowie einem Sportbereich mit Fußball-, Tennis-, Kletter- und Fitnessangeboten. Er wird im Rahmen einer PPP-Partnerschaft betrieben, sodass die Fußball- und Tennisplätze kostenpflichtig über ein Online-Buchungssystem angemietet werden können.
Im öffentlichen Shinjyuku Central Park betreibt ein kommerzielles Studio einen Pavillon mit Yoga- und Boulderaktivitäten. Einige Yogakurse findet draußen auf einer Rasenfläche des Parks statt, welche das Studio von der Parkverwaltung zur exklusiven Nutzung angemietet hat.
Schließlich zeigt der Miyashita Park in unmittelbarer Nähe von „Shibuya Crossing“ eine kreative Lösung, wie inmitten von Hochhäusern eine Aktiv- und Ruheoase auf dem Dach eines Einkaufszentrums gestaltet werden kann. Auch hier ist die Nutzung der Sportflächen kostenpflichtig.
Wertvoller Know-how und kultureller Austausch

IAKS Japan bot den Teilnehmern höchst interessante Einblicke in die Sport- und Freizeiteinrichtungen ihres Landes. Die perfekte Organisation und der schöne kulturelle Rahmen ergänzten den wertvollen Know-how Austausch und boten ideale Möglichkeiten, Kontakte zu Teilnehmern aus der ganzen Welt aufzubauen und zu pflegen. Großer Dank gilt unseren IAKS Kollegen in Japan, allen voran Prof. Dr. Takanori Fukuoka.