Die diesjährige IAKS Studienreise führte in drei Etappen nach Melbourne, Sydney und Brisbane. Vom 25. Juni bis zum 3. Juli 2024 ermöglichte sie den Teilnehmern die Besichtigung traditionsreicher und moderner Sporteinrichtungen, das Kennenlernen der australischen Sportkultur und den fachlichen Austausch mit Betreibern und Architekten. Das Team der IAKS Australien/Neuseeland unter der Leitung von Yvette Audet hatte ein exklusives Besichtigungsprogramm auf die Beine gestellt.
Die höchst internationale IAKS Reisegruppe umfasste 40 Architekten, Betreiber und Hersteller aus Argentinien, Australien, China, Deutschland, Indien, Japan, Kanada, Malaysia, Neuseeland, Österreich, der Schweiz, Singapur und dem Vereinigten Königreich. Der Schwerpunkt der Besichtigungen und Gespräche lag auf Rugby- und Kricketstadien, Vereinssportzentren mit Leistungs- und Breitensportprofil sowie öffentlichen Sport- und Schwimmzentren.
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Rugby und Kricket sorgen für das Fanerlebnis
In Melbourne stand mit dem Melbourne Cricket Ground (MCG) gleich ein Hochkaräter auf dem Programm. Der MCG ist eines der bedeutendsten und größten Stadien Australiens mit Platz für rund 100.000 Zuschauer. Die Geschichte der Anlage lässt sich bis 1853 zurückverfolgen, seither gehört das Stadion dem Melbourne Cricket Club und wird auch vom Verein betrieben. Neben der Führung durch die technische Leitung des MCG hinterließ auch der Besuch des „State of Origin“ Rugbyspiels vor 90.000 Zuschauern zwischen den Auswahlmannschaften von Queensland und New South Wales bleibende Eindrücke. Ähnlich wie der MCG verfügen auch der Sydney Cricket Ground sowie „The Gabba“ in Brisbane über einen runden Stadioninnenraum und werden nicht nur für Kricket, sondern auch für Rugby (NRL und Rugby Union) sowie für Konzerte und ähnliche Veranstaltungen genutzt. Alle drei Stadien existieren schon 120 bis 150 Jahre am jeweiligen Standort und wurden im Laufe der Jahrzehnte mehrfach umgebaut.
Aufgrund der großen Popularität der beiden Rugbyvarianten „NRL“ und „Rugby Union“ sowie des steigenden Interesses am Fußball wurden in den letzten 20 Jahren diverse rechteckige Stadien neu gebaut. Der AAMI Park in Melbourne, das Allianz Stadion, das Accor Stadion und das CommBank Stadion (alle Sydney) sowie das Suncorp Stadion in Brisbane überzeugten mit hohem Zuschauerkomfort und umfangreichen VIP- und Konferenzbereichen.
Die besichtigten Stadien werden in der Regel von der öffentlichen Hand betrieben und an die nutzenden Vereine vermietet. Da alle Stadien von zwei oder mehr Sportarten beziehungsweise Sportvereinen genutzt werden, sind Flächen und Räume auf ein flexibles Branding ausgelegt. Im Vergleich zu europäischen Stadien beeindruckte der hohe Anteil an digitalen Banden, Screens und Signage Flächen auf allen Tribünenebenen. Diese ermöglichen neben der schnellen Anpassung auch atemberaubende Event-Inszenierungen vor Spielbeginn. Im Accor Stadium ließ der mit 120 Metern Breite zurzeit weltweit größte digitale Screen neue Erlebnisdimensionen erahnen.
Bei der Besichtigung des Tenniszentrums der Australian Open in Melbourne erhielten die Teilnehmer Einblicke in das erfolgreiche Betreiben eines „Eventzentrums“ mit mehreren Multifunktionsarenen verschiedener Größe, die aus einer Hand vermarktet werden und somit jegliche Kapazitätsanforderungen und Wünsche von Event-Veranstaltern erfüllen können.
Accor Stadium
Leistungssport und Sport für Alle unter einem Dach
Leistungssport spielt eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben Australiens. Dank der Unterstützung von Sponsoren und Fans können überraschend viele Profi-Mannschaften nebeneinander existieren. Viele Profiligen und Clubs haben in den letzten Jahren moderne Leistungssportzentren gebaut, um sowohl den eigenen Athleten optimale Trainingsbedingungen zu bieten als auch die Administration und Vermarktung der Organisation zukunftsfähig zu machen.
Während das Zentrum der New South Wales Rugby League ein „klassisches“ Leistungssportzentrum nur für Athleten ist, bieten die Sportzentren der South Sydney Rabbitohs, der Sydney Swans und der Brisbane Lions nicht nur Einrichtungen für Kraft- und Ausdauertraining sowie Leistungsdiagnostik und medizinische Rehabilitation bei den Profis, sondern auch ein breites Spektrum von Fitness-, Spiel- und Gesundheitsangeboten für die Bevölkerung von jung bis alt. Auffällig steht hier der Inklusionsgedanke im Vordergrund, sei es bei gleichwertigen räumlichen Angeboten für die Männer- und Frauenteams als auch bei Kursprogrammen für alle Nutzergruppen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Die umfangreichen und qualitativ hochwertigen Angebote haben natürlich ihren Preis: Der Monatsbeitrag für die Nutzung von Fitness-, Gesundheits- und Schwimmangeboten liegt zwischen 120 und 160 Euro.
Schwimmsport und Fitness im Fokus
Die IAKS Studienreise führte darüber hinaus zu den öffentlich betriebenen Schwimm- beziehungsweise Sportzentren in Brimbank bei Melbourne, im Olympiapark Sydney, in Parramatta, im Sleeman Centre, im Pimpana Sports Hub sowie in Gold Coast. Ähnlich wie im Konzept der kanadischen „Community Centre“ werden hier Sport-, Fitness- und Gesundheitsangebote für die Bevölkerung in einer Einrichtung kombiniert, wobei der australische Fokus auf dem Schwimmen sowie dem Fitnesstraining liegt. Die IAKS Experten waren überrascht von der großen Anzahl an 50-m-Sportbecken mit mehr als nur acht Bahnen. Das Wasserflächenangebot in Australien übertrifft europäische Dimensionen und finanzielle Möglichkeiten um ein Vielfaches.
Die Betreiberkonzepte basieren auf einem hohen Anteil an Mitgliedschaften für Schwimm- Fitnesstrainings- und Kursangebote. Bei jährlichen Nutzerzahlen zwischen 650.000 und 900.000 können die kommunalen Zuschüsse auf Werte von rund 1 Euro pro Nutzer begrenzt werden können.
Architektur und australische Kultur
Die IAKS Studienreise 2024 bot den Teilnehmern höchst interessante Einblicke in die Sport- und Freizeiteinrichtungen Australiens. Architektonische Highlights waren neben den traditionsreichen Kricketstadien die Rod Laver Arena, das Sydney Swans Headquarters, das Allianz Stadium, das Schwimmzentrum Parramatta und das Pimpana Sports Hub.
Einige touristische Programmpunkte wie Spaziergänge im Herzen Sydneys sowie an den weltberühmten Stränden Bondi Beach und Coogee Beach mit Besuch des dortigen Rettungsschwimmerclubs, die Stadionerlebnisse bei Rugbyspielen sowie der Besuch einer Koala- und Känguruh-Aufzuchtstation ermöglichten weitere Highlights der Kultur Australiens.