Verfasserin: Marte Dorothea Marstrand, Projektleiterin, Tverga
Die gemeinsame Veranstaltung von IAKS Nordic und Tverga am 27. September 2024 brachte Experten und Anwender aus Dänemark und Norwegen zusammen, um das spannende Potenzial der Umwandlung alter Räume in dynamische Einrichtungen für Sport und Kultur zu diskutieren. Mehr als 300 Teilnehmer aus der ganzen Welt verfolgten die Veranstaltung. Zentrale Fragestellung: wie können wir bestehenden Strukturen neues Leben einhauchen und unseren ökologischen Fußabdruck verringern?
Die Aufzeichnung ist für IAKS-Mitglieder kostenfrei verfügbar. Fragen Sie nach dem Zugangscode unter info@iaks.sport!
Warum sollte man in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit an erster Stelle steht, neue Sportanlagen bauen, wenn man bestehende Gebäude umnutzen kann? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Diskussionen des Webinars. Der Bau neuer Einrichtungen ist nicht nur mit hohen finanziellen Kosten, sondern auch mit erheblichen CO2-Emissionen verbunden, was die Bemühungen um die Erreichung von Klimazielen, wie sie im Pariser Abkommen festgelegt sind, erschwert. In Norwegen setzt sich der Trend zum Bau neuer Sport- und Kulturgebäude nach wie vor fort, aber es wird immer mehr Wert auf die Wiederverwendung bereits vorhandener Gebäude gelegt, um dem Klimawandel zu begegnen.
Eine wichtige Strategie für eine nachhaltige Zukunft
Lisa Mari Watson, Geschäftsführerin von Tverga in Norwegen, eröffnete das Webinar mit einem überzeugenden Plädoyer, Transformation zu bevorzugen. Sie wies auf eine erschreckende Statistik des norwegischen Statistikamtes (SSB) hin: Jährlich werden etwa 4.500 größere Gebäude gebaut, während 3.300 abgerissen werden. Gleichzeitig werden in Norwegen jedes Jahr 157 neue Sporteinrichtungen gebaut. Hingegen mangelt es an Initiativen, bestehende Räume für eine moderne Nutzung umzuwidmen. Lisa Mari betonte, dass im Jahr 2050 noch 80 bis 90 % des norwegischen Gebäudebestands stehen werden, was die Umgestaltung zu einer entscheidenden Strategie für eine nachhaltige Zukunft macht.
Sie wies auch auf die Grenzen des Nationalen Lotteriefonds hin, Norwegens wichtigster Finanzierungsquelle für Sportanlagen. Obwohl der Fonds jährlich 164 Millionen Euro für solche Projekte bereitstellt, behindern die strengen Kriterien des Fonds Innovationen, insbesondere im Hinblick auf die Priorisierung von Nachhaltigkeit durch Renovierung und Umnutzung.
Abriss besser zweimal überdenken
Mie Fuglseth, Referentin für Klima und Materialien bei der Green Building Alliance in Norwegen, räumte mit einem weit verbreiteten Irrtum auf: Die Umnutzung alter Gebäude sei immer teurer und komplexer als ein Neubau. Sie wies darauf hin, dass in Norwegen Hunderte von Lagerhallen und Industriegebäuden abgerissen werden, von denen jedoch viele wiederbelebt werden könnten, zum Beispiel für Sportzwecke. Fuglseth ermutigte die Teilnehmer, sich auf die Vorteile der Umgestaltung zu konzentrieren: geringere Umweltauswirkungen, Kosteneinsparungen und die Bewahrung der lokalen Geschichte und Identität.
Weiterführende Informationen in der Publikation
Fysak Åsane: Von der alten Sporthalle zur innovativen Mehrzweckhalle für selbstorganisierten Sport
Kurt Forsberg, Sportamtsleiter der Stadt Bergen, stellte die Erfolgsfaktoren der FYSAK-Zentren vor - innovative Einrichtungen für Lifestyle-Sportarten, die oft durch die Umwandlung bestehender Räume entstehen. Ein Paradebeispiel ist FYSAK Åsane. Dort wurde eine bestehende Sporthalle zu einer vielseitigen Mehrzweckeinrichtung umgestaltet, die die Bedürfnisse verschiedener Nutzergruppen erfüllt.
Die traditionelle Schulturnhalle - Wiederbelebung der häufigsten und am wenigsten genutzten Hallensportanlage in Dänemark
Bei den Nachbarn in Dänemark erweckt LOA fonden (Dänische Stiftung für Kultur- und Sporteinrichtungen) traditionelle Schulturnhallen zu neuem Leben. Oliver Vanges, Entwicklungsberater der Stiftung, berichtet, wie diese alten Räume wiederbelebt wurden, und zeigt, dass traditionelle Schulsporthallen in moderne, dynamische Umgebungen für körperliche Aktivitäten verwandelt werden können.
Weiterführende Informationen:
Oslos ambitionierte Klimastrategie
Sina Jenhaug Ringlund, Klimaberaterin der Stadt Oslo, erläuterte die ehrgeizigen Klimaziele der Stadt: Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 95 % bis 2030 im Vergleich zu 2009. Ein wichtiger Teil der Osloer Strategie besteht darin, den Abriss bestehender Gebäude zu vermeiden und ein möglichst hohes Maß an Wiederverwendung zu fördern. Die Planungs- und Baubehörde (PBE) hat eine Reihe von Klimakriterien für die Verwendung in Planungs- und Bauvorschriften entwickelt, die besagen, dass der Abriss bestehender Gebäude zu vermeiden und ein Höchstmaß an Wiederverwendung zu fördern ist.
Weiterführende Informationen:
Transformation - Wie lassen sich Prozesse gut gestalten?
Kristin Braut, Leiterin der Abteilung Transformation bei Rodeo Architects, gab einen Einblick in den Ansatz des Architekturbüros zur adaptiven Umnutzung. Rodeo hat seine eigenen Büroräume umgenutzt und wendet die gleichen Prinzipien bei vielen seiner Projekte an. Braut betonte, dass es bei der Umnutzung darum geht, die Geschichte eines Gebäudes zu würdigen und gleichzeitig zukünftige Bedürfnisse zu berücksichtigen. Der Prozess, so erklärte sie, beginnt mit einer sorgfältigen Analyse, der Beteiligung der Nutzer und einer Verpflichtung zur Flexibilität, um sicherzustellen, dass sowohl das Gebäude als auch sein Kontext vollständig verstanden werden, bevor Änderungen vorgenommen werden.
Streetmekka und Tanzkapelle: Inspirierende Beispiele aus Dänemark
Das Webinar endete mit zwei herausragenden Projekten aus Dänemark:
und
the Dance Chapel. Bei diesen Projekten werden bestehende Gebäude kreativ umgestaltet, wobei ihre Geschichte erhalten bleibt und sie gleichzeitig in lebendige, multifunktionale Räume verwandelt werden, die die Gemeinschaft inspirieren und einbinden.